DROHUNG KOHLESTROM GREIFT DANEBEN UND IST UNREDLICH

1. Der Import von Kohlestrom ist zeitlich begrenzt – bis 2029 wird er unbedeutend

2. Kernenergie rettet das Klima nicht

Deutschlands Kohlestrom-Produktion ist leicht rückläufig

Es ist richtig, dass in Deutschland Strom zu ca. 42% aus Kohlekraftwerken stammt. Seit Jahren sinkt die Kohlestromproduktion leicht, während die Produktion aus erneuerbaren Enenergien laufend stark zunimmt, wie aus der nachfolgende Darstellung des Deutschen Statistischen Bundesamtes hervorgeht.

Um die Klimaziele zu erreichen, wird Deutschland nicht darum herumkommen, die Kohlestromproduktion weiter zu drosseln.

Die Schweiz muss nicht zwingend Kohlestrom importieren

Österreich hat 1972 mit dem Bau des Atomkraftwerkes Zwentendorf  begonnen. Durch eine Volkasabstimmung wurde 1978 dessen Inbetriebnahme verhindert; Zwentendorf wurde nie in Betrieb genommen. Daraufhin wurde, als Ersatz, 1987 das Kohlekraftwerk Dürnrohr in Betrieb genommen, dessen Ausserbetriebnahme wurde 2014 aus wirtschaftlichen Gründen beschlossen. Mittlerweile erfolgt die Stromversorgung Österreichs zu 90% durch erneuerbare Energien, der auch exportiert wird. Importstrom kann auch aus erneuerbaren Quellen stammen.

Es ist nicht einzusehen, weshalb die Schweiz nicht eine Politik des sauberen Stroms à la Österreich verfolgen kann. Befürchtungen, sauberer Importstrom könnte kapp werden, sind unbegründet. In Europa erfolgt der Zubau von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien in rasantem Tempo; im Zweitmonate-Rhythmus wird die Leistung eines grossen Schweizer Atomkraftwerkes zugebaut.

Importe von Kohlestrom sind eine bis 2029 begrenzte Übergangserscheinung.

Mit ihrer Gegenüberstellung des Potenzials erneuerbarer Energien und Kernkraft zeigen Aeneas Wanner & Michael Arnold, dass bis 2029 auf die Stromproduktion aus Atomkraftwerken – auch ohne Importe von Kohlestrom – vollumfänglich verzichtet werden kann.

Die Drohung mit Kohlestrom-Importen ist unredlich

Mit der Annahme der Initiative, müssen die drei kleinsten und ältesten AKW im Laufe des Jahres 2017 abgeschaltet werden. Im Winter 2017/2018 muss mit zusätzlichen Strom-Importen gerechnet werden. Dabei kann es sich um Kohlestom-Importe handeln, wenn die Schweizer Stromeinkäufer nur den billigsten und damit dreckisgsten Strom einkaufen. Zwei Aspekte sind dabei hervorzuheben:

  1.  Die Kohlestromimporte werden bis spätestens 2029 überflüssig, weil die Energieeffizinzmassnahmen zusammen mit dem Kapazitätsausbau  erneuerbarer Energien Kohlestromimporte überflüssig machen. In Europa erfolgt der Zubau von Anlagen zur Gewinnung und Speicherung erneuerbarer Energien in rasantem Tempo; im Zweitmonate-Rhythmus wird die Leistung eines grossen Atomkraftwerks zugebaut.
  2. Das Dramatisieren der vorübergend zunehmenden Kohlestromimporte ist deshalb unredlich, weil dieselben Kreise, welche diese Dramatisierung betreiben, im Parlament 2015 die Erhebung einer Dreckstromabgabe auf Kohle- und Atomstrom abgelehnt haben. Diese Kreise befürworteten vorgängig offen Kohle- und Atomstromimporte.

Kernenergie rettet das Klima nicht

Der Anteil der Kernenergie am weltweiten Gesamtenergiebedarf betrug im Jahre 2014 lediglich 4.8%. Die Vorstellung, dieser Anteil könne vervielfacht werden, um einen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können, ist wenig fundiert: Die euphorischen Erwartungen des „Atomzeitalters“ wurden bei weitem verfehlt: Wikipedia schreibt: „Fast alle Prognosen aus der Vergangenheit für den Ausbau der Kernenergie traten später nicht ein; sie erwiesen sich als überhöht. So erwartete die IAEA 1976 einen weltweiten Ausbau der installierten Leistung von Atomkraftwerken bis zum Jahr 2000 auf 2300 Gigawatt. Diese Zahl wurde in den folgenden Jahren immer weiter reduziert. Tatsächlich waren 2000 dann nur 350 GW installiert.

Klimaschutz mittels Kernenergie ist weder eine ökonomische noch eine ökologische Option.

Klimaschutz ist nur möglich, wenn der Preis für die Verschmutzungsrechte merklich erhöht wird, d.h. der Preis für CO2-Zertifikate muss zielführend festgesetzt werden. Investitionen sowohl in die Energieeffizienz als auch in die Produktion erneuerbarer Energien müssen vor allem in der Schweiz wirtschaftlich attraktiver werden, man verlgeiche dazu den neuesten IEA-Report: „Vor allem die Vereinigten Staaten, China, Indien und Mexiko preschten voran. „Wir sind Zeugen einer Transformation der globalen Strommärkte, angeführt von erneuerbaren Energien“, sagte der Exekutivdirektor der IEA, Fatih Birol. „Was das Wachstum angeht, wandert der Schwerpunkt in die aufstrebenden Märkte. “

Das Argument, der geordnete Ausstieg aus der Atomenergie schade dem Klima, ist unredlich. Politiker, welche den Atomausstieg mit dem Klimaargument bekämpfen, bekämpfen (in der Regel) auch die Erhöhung der CO2-Abgabe auf Treibstoffen und Flugbenzin.

Die Regeln für den Strom- und Emissionshandel müssen verbessert werden

An der Europäischen Strombörse wird der Strom aufgrund der tieferen, variablen Betriebskosten und nicht zu den höheren Vollkosten gehandelt.

Damit haben die erneuerbaren Energien einen deutlichen Marktvorteil, denn die Ressourcen Wind und Sonne sind gratis. Aber auch der Kohlestrom kann billig produziert werden, denn der Preis für Kohle ist zur Zeit sehr tief ebenso der Preis für die Verschmutzungsrechte, die sogenannten CO2-Zertifikate. Vom Höchstpreis von 30 €/Tonne CO2 fiel dieser auf unter 5 €/Tonne CO2. Damit wird Kohlestrom gegenüber Atomstrom, ja selbst gegenüber Schweizer Wasserstrom, konkurrenzfähig. „Dreckstrom“ kann somit gut exportiert werden, auch in die Schweiz.

Das hat aber nichts mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien zu tun, sondern mit den extrem tiefen Preisen für die CO2-Zertifikate.